Abenteuer Wüste – Eine Reise durch den Oman
Einmal die Wüste erleben. Diesen Wunsch hatte ich schon lange in mir. Auf einer Sanddüne stehen, rund um mich nichts als Sand, Weite und Stille. Nachts die Sterne so intensiv und hell erleben wie es nur an wenigen Orten auf unserem Planeten möglich ist. Vor einiger Zeit haben wir dann an einem gemütlichen Abend mit 2 Freunden eine gemeinsame Reise in den Oman ausgemacht. Höhepunkt sollte die Rub Al-Khali werden, die größte Sandwüste der Erde.
Kurz nach Weihnachten steigen wir in den Flieger und machen uns auf den Weg Richtung Muskat, der Hauptstadt des Sultanats Oman. Wir wollen die ersten Tage nutzen um die Stadt und die Kultur etwas näher kennen zu lernen. Dabei bekommen wir einen tollen ersten Eindruck und schon einen Vorgeschmack auf die unglaubliche Gastfreundschaft der Leute auf die wir über die nächsten Wochen auf unserer Reise durch das Land konstant antreffen werden.
Zu Silvester reisen dann auch unsere Freunde an und wir begrüßen gemeinsam das neue Jahr und stoßen auf unsere kommende Reise an.
Wahiba-Sands – Das erste Mal Wüste
Nachdem wir unsere Geländewägen sowie die Campingausrüstung übernommen haben, machen wir uns gleich auf in Richtung Wüste. Die Wahiba Wüste ist unser erstes Ziel und wir wollen es heute unbedingt noch bis zu den ersten Dünen schaffen. Irgendwann endet die Straße und vor uns liegt eine Sandpiste. Wir stoppen und lassen Luft aus den Reifen um im Sand besser voran zu kommen und nicht stecken zu bleiben. Langsam verschwinden die Zivilisationsspuren und die ersten Sanddünen tauchen auf. Es ist schon spät und wir möchten unser erstes Camp gerne noch bei Tageslicht aufbauen also verlassen wir die Sandpiste und suchen uns etwas abseits einen Platz für unser erstes Camp.
Die Sonne ist gerade am Untergehen und wir richten noch das Camp ein. So bleibt nicht mal mehr Zeit für ein paar Fotos aber die ersten Eindrücke am Rande der Wüste sind toll und begeistern mich. Wir machen uns frische Gemüsepasta und essen am Lagerfeuer, einfach herrlich. Den restlichen Abend verbringen wir gemütlich am Lagerfeuer und genießen die Ruhe und den einmaligen Sternenhimmel bevor wir uns in unser Dachzelt begeben. Am nächsten Morgen werde ich genau zu Sonnenaufgang wach und krieche schnell aus dem Dachzelt um die Stimmung festzuhalten. Der Sand ist voller Spuren von irgendwelchen kleinen Kriechtieren und auch Kamelspuren führen recht nahe an unserem Camp vorbei.
Die Wahiba- Sands Wüste ist insgesamt 12.500 km² groß und hat eine Länge von etwa 180 Kilometern und ist 80 Kilometer breit. In den nächsten beiden Tagen wollen wir sie durchqueren. Wir haben genügend Wasser, Essen und Ersatztreibstoff dabei und so kann das Abenteuer los gehen. Recht bald nach dem Aufbruch von unserem Camp müssen wir hoch auf die Dünen. Die vorhandenen Spuren sind steil und eindrucksvoll, zum Glück gibt es mittlerweile eine „leichtere Umfahrung“ für die wir uns entscheiden. Um ein Gefühl für das Fahren im Sand zu bekommen fahren wir die steile Passage zumindest einmal runter und das Fahren im Sand macht mir schnell viel Spaß.
Auf den ersten Kilometern kommen uns noch einige andere Geländewägen entgegen. Die meisten bringen Touristen in die Camps die alle etwa 10-15 Kilometer innerhalb der Wüste liegen. Danach wird es ruhig und wir sehen den Rest des Tages niemanden mehr entlang unserer Route.
Die Piste führt meist unten am Fuße der Dünen entlang und gelegentlich müssen wir eine Düne überqueren. Manchmal funktioniert das gut und manchmal bleiben wir auch stecken, müssen zurück und uns einen alternativen Weg suchen. So kommen wir Kilometer für Kilometer voran und schlagen gegen Abend wieder unser Zelt an einigen schönen Dünen abseits des Weges auf.
Bekanntschaft in der Wüste – Beduinen besuchen uns im Camp
Irgendwie liegt unser Camp scheinbar nahe an einigen Beduinen Zelten und wir bleiben nicht unentdeckt. Und so sollten die nächsten Stunden eine neue und durchaus Interessante Erfahrung für mich werden. Schon nach einiger Zeit kommen zwei kleine Mädchen wie aus dem nichts auf uns zugelaufen. Die Zwei halten uns ganz schön auf Trab und nichts in unserem Camp und in den Autos ist vor ihnen sicher. Ich schnapp mir darauf meine Kamera und fotografiere noch etwas den Sonnenuntergang. Aber auch nach Sonnenuntergang machen die zwei keine Anzeichen zu verschwinden und nach 1,5 Stunden kommen drei Beduinen Frauen dazu. Keiner von uns versteht ein Wort und Englisch bringt uns auch nicht weiter also tauschen wir über unterschiedlichste Gesten Freundlichkeiten aus.
Die drei Damen beschließen es sich bei uns im Camp gemütlich zu machen und setzen sich in den Sand. Wenigstens müssen wir jetzt nicht mehr hinter den beiden Mädchen nachlaufen um auf unser Hab und Gut aufzupassen und so setzen wir uns zu ihnen. Wir bieten ihnen Nüsse und Datteln an aber fragen uns was das wird und wie lange sie noch bleiben wollen. Denn mittlerweile wird es dunkel und wir haben Hunger. Über verschiedene Gesten kommuniziert uns eine der Frauen irgendwas mit Feuer. Wir glauben zuerst, dass sie uns vielleicht Feuerholz verkaufen wollen und stimmen zu in der Hoffnung die überaus schräge Situation somit zu beenden. Aber eigentlich wollte sie nur fragen ob wir ein Feuer machen wollen und schließlich helfen wir ihr beim Suchen nach Feuerholz und sitzen wenig später wieder am brennenden Lagerfeuer gegenüber. Was für eine komische Situation.
Wir haben alle 4 keinen Plan was sie wollen und wie lange sich unser kleines Sit-in noch ziehen wird. Eine weitere Stunde vergeht und mittlerweile ist es stockdunkel als wir in der Ferne die Lichter eines Wagens auf uns zukommen sehen. Das Auto kommt zielstrebig auf unser Camp zu und ein Junger Mann steigt aus. Er hat einen großen Plastiksack bei sich und bringt ihn direkt zu uns ans Feuer. Die Situation wird immer skurriler und wir ahnen schon was jetzt kommt. Vor uns wird ein großes Tuch ausgebreitet und darauf der Inhalt des Sackes ausgebreitet. Der Markt ist eröffnet!
Nach über 3 Stunden haben sie uns genau da wo sie uns brauchen und wir sind bereit alles zu kaufen und dafür jeden Preis zu bezahlen… Wir kaufen Tücher, Schals, Bändchen und was es sonst noch Tolles im Angebot hatte. Kurz wird noch etwas über den Preis verhandelt und schon haben wir die Hälfte des „Markts“ gekauft. Dann geht alles ganz schnell. Sie verabschieden sich zufrieden von uns und springen alle auf das Auto und wenig später sind sie auch schon wieder in der Dunkelheit verschwunden. Wir bleiben komplett verwundert zurück und müssen einfach nur lachen…
Mittlerweile ist es spät und wir kommen nun endlich dazu uns etwas zum Essen zu machen. Nach dem Essen entdecken wir noch einen Gecko der es sich bei uns im Camp gemütlich gemacht hat. Also packen wir nochmals die Kamera aus und es gibt zum Abschluss noch eine Fotosession mit dem Gecko als Model.
No Name Desert – Dünen im Nirgendwo
Am nächsten Tag fahren wir die restliche Strecke bis wir wieder auf eine Asphaltstraße treffen. Hier pumpen wir unserer Reifen mit dem mitgebrachten Kompressor wieder auf und fahren weiter Richtung Süden. Unser heutiges Ziel sind Sanddünen die einige Kilometer abseits der Straße liegen. Sie haben keinen Namen und finden sich auch in keinem Reiseführer. Wir schlagen unser Camp direkt am Fuße der Dünen auf und machen uns dann auf um den Sonnenuntergang zu fotografieren. Die Dünen sind viel höher als die in der Wahiba-Sands und ihre Formen und Strukturen wunderschön. Egal wohin man schaut, überall finden sich traumhafte Fotomotive und das warme Abendlicht taucht die Landschaft in wunderschöne, warme Farben. Den Abend verbringen wir wieder am Lagerfeuer und mit der Suche von Geckos und anderen Kriechtieren.
Der nächste Morgen ist genau so schön wie der Sonnenuntergang am Vorabend und wir fotografieren wieder in den Dünen. Danach geht es weiter Richtung Süden.
Salalah – Der Süden Omans
Wir wollen bis ganz in den Süden nach Salalah wo wir ein paar Ruhetage geplant haben. Unter Tags fahren wir um die Strecke zurückzulegen und gegen Abend suchen wir uns irgendwo abseits einen schönen Spot für unser Camp. Dabei kommen wir an herrliche Orte, fahren durch kleinere und größere Wadis, baden in Oasen, suchen Muscheln entlang von abgelegenen Traumstränden und genießen die Zeit und die tolle Landschaft. Angekommen in Salalah wechseln wir vom Zelt ins Strandhotel und gönnen uns ein paar Tage Auszeit bevor es zum eigentlichen Highlight unserer Reise geht. Hier in Salala gibt es auch einige Lagunen die voll mit Vögeln wie beispielsweise Flamingos oder Limikolen sind.
Mit Geländewagen und Dachzelt in die Rub Al-Khali – Die größte Sandwüste der Erde
Unsere Vorräte sind aufgefüllt mit essbarem und sehr viel Wasser auch einige Kanister mit Benzin haben wir dabei. Jetzt kann es losgehen. Unser Ziel ist die Rub Al Khali, die größte Sandwüste der Erde. Viel Zeit haben wir vor unserer Reise in die Recherche gesteckt um auf alles vorbereitet zu sein. Wenn wir dort abseits der Piste in den Sandünen unterwegs sind, sind wir auf uns alleine gestellt und können uns nicht auf Hilfe verlassen.
Zu Beginn geht es auf gut ausgebauten Asphaltstraßen schnell voran. Irgendwann werden die Straßen kleiner und schlechter. Stundenlang sind wir auf Buckelpisten unterwegs und werden richtig durchgeschüttelt. Irgendwann sehen wir in der Ferne die ersten Sanddünen und dann wird auch die Schotterstraße zu einer Sandpiste. Die Piste führt bis an die Grenze zu Saudi-Arabien und wir wollen irgendwann, wenn uns die Dünen gut gefallen einfach abbiegen und querfeldein weiterfahren. Das machen wir dann auch und lassen vorher natürlich wieder Luft aus den Reifen. Wir versuchen die riesigen Sanddünen soweit es geht zu umfahren, auf stundenlanges freischaufeln der Autos haben wir eher keine Lust.
Unser Oman Highlight – Landschaftsfotografie in der Wüste
Die Rub Al-Khali besteht aus Sterndünen. Mit über 450 Meter Höhe befinden sich hier die höchsten Sanddünen der Welt. Zwischen zwei dieser Sanddünen gefällt es uns dann so gut, dass wir beschließen hier unser Camp aufzuschlagen. Die Hitze unter tags ist brutal und wir sind froh, dass unser Auto mit dem Dachzelt einen großen Schatten wirft. Gegen Abend wird es etwas erträglicher und wir packen unsere Fotorucksäcke und wandern die Düne hoch. Das Gehen am Sand ist in den steilen Passagen ganz schön anstrengend. Bei jedem Schritt rutscht man gleich wieder einen halben zurück… Je höher wir kommen desto genialer wird der Ausblick. Sand und Dünen soweit das Auge reicht. Ich bin ehrlich gesagt total überwältig vom Anblick der Wüste und es ist schöner als ich es mir vorgestellt habe. Die Sonne senkt sich langsam und verschwindet schließlich hinter einer Düne und ich fotografiere und genieße die einzigartige Lichtstimmung.
Dadurch dass die Sonne relativ früh untergeht bleibt viel Zeit für das Lagerleben und mittlerweile sind wir gut eingespielt. Essen zubereiten, abwaschen, Feuer machen sind unsere fixen Rituale geworden. Danach gibt’s einen Tee am Lagerfeuer und meist drehen wir dann auch noch eine Runde mit der Taschenlampe und suchen Geckos, Agamen, Skorpione oder Schlangen.
So laufen dann auch die nächsten Tage ab und unter Tags fahren wir einfach einige Dünen weiter um neue Perspektiven zu bekommen.
Zurück in den Norden des Oman
Nach der Rub Al-Khali fahren wir weiter. Es geht wieder Richtung Norden. Für unsere Freunde geht die Reise langsam zu Ende und in wenigen Tagen fliegen sie zurück nach Hause. Wir haben noch eine Woche und wollen in dieser Zeit den Norden des Landes Rund um Muskat erkunden. Vorher liegen aber noch fast 1000 Kilometer vor uns für die wir noch 2 Übernachtungen eingeplant haben.
Nachdem wir uns von unseren Freunden verabschiedet haben, geht die Reise für uns alleine weiter. Unsere Route führt uns entlang der Ostküste hoch bis Sur und von dort aus weiter Richtung Nizwa. Dabei finden wir traumhafte Küstenabschnitte und schwimmen durch das Wadi Tiwi und lernen einmal mehr die unglaubliche Gastfreundschaft der Omanis kennen. Als Abschluss unserer Reise haben wir uns noch den Jabel Shams, mit ca. 3000 Meter der höchste Berg des Omans aufgehoben. Auch wenn die Ausblicke in die Schlucht und auf die Umliegenden Berge sehr schön ist, können wir es nicht mehr so genießen. Der Wind dort oben ist brutal und an eine Übernachtung im Dachzelt ist nicht zu denken. Also verbringen wir die letzte Nacht im Auto statt im Dachzelt und werden die ganze Nacht vom Wind geschaukelt.
Für mich war der Oman eine komplett neue Erfahrung. Die Zeit in den Wüsten, unser Lagerleben und die Herzlichkeit der Omanis bleiben mir in besonderer Erinnerung. Und die Vorfreude auf meine nächste Reise in den Oman ist groß, denn eines ist klar. Ich komme wieder.